Vermittlung psychosozialer Kompetenz und Supervision für Turnusärztinnen und -ärzte an den Krankenhäusern in Tirol

Dass Ärzte mit ihren Patienten sprechen sollten, ist jedermann klar. Wie sonst sollte eine Krankengeschichte erhoben, eine Diagnose verständlich gemacht oder eine Behandlung sinnvoll erklärt werden. Heute ist zudem nachgewiesen, dass mündige Patienten bessere Heilungschancen besitzen als uninformierte. Diesem Umstand trägt die derzeit geltende Ärzteausbildungsordnung 2006 insofern Rechnung, als sie Inhalte der psychosozialen Krankengeschichte den auszubildenden Ärzten vermittelt sehen will. Es sollen die krank machenden Umgebungsbedingungen aus dem Lebensbereich des Patienten besser diagnostiziert werden, um sie zu ändern und diese Veränderungen für die Gesundung zu nutzen. Dazu sollte der Arzt über die nötigen Fähigkeiten verfügen, um psychosoziale Zusammenhänge zu erkennen. Der Schlüssel dazu heißt Gesprächsführung. Obwohl in der Ausbildungssituation der Turnusärzte häufig andere Prioritäten wichtig erscheinen, ist heute klar, dass die Anamnese und das Erkennen der psychosozialen, psychosomatischen Zusammenhänge wichtige Steuerungsinstrumente für die weiterführende Diagnostik sind. In Zeiten von enger werdenden finanziellen Ressourcen ist auch das Gesundheitssystem angefragt, seinen Beitrag für gezielte, effiziente und vor allem sparsame Diagnostik und Therapie zu leisten. Das Motto nach einem Ausspruch Gerhard Bronners: „Keine Ahnung wohin ich will, aber Hauptsache ich bin schneller dort!“ und die damit verbundene ungezielte Abklärung von Beschwerden stoßen an die Grenze der Finanzierbarkeit.

Um so erfreulicher ist es, dass die Ärztekammer Tirol (Ausbildungsreferent Dr. Stefan Kastner, PSY Referent Dr. Joachim Strauß und Thomas Czermin für das Kammeramt) in Zusammenarbeit mit der Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie ( Univ. Prof. Dr. Gerhard Schüßler) und unterstützt vom Präsidenten der TÄK, Dr. Artur Wechselberger, eine Initiative gestartet haben, welche auch in den Bezirkskrankenhäusern (BKH) eine Ausbildung in Gesprächsführung für Turnusärzte möglich macht. Ausgehend von einer klinikinternen Fortbildung, die die TILAK und die erwähnte Klinik schon längere Zeit durchgeführt hatte, wurde ein Modell ausgearbeitet, das für die BKHs unter ihren Arbeits- und Personalvoraussetzungen umsetzbar ist. Dabei unterrichten hochqualifizierte Lehrtherapeuten nicht in einer Fortbildungsveranstaltung in Innsbruck, sondern gehen zur Vermittlung der Inhalte in die Bezirkskrankenhäuser. Das hat den Vorteil, dass keine Abwesenheitszeiten die Bezirkskrankenhäuser belasten, und die Ausbildung in einem engen Bezug zu den Bedürfnissen der auszubildenden Kollegen durchgeführt werden kann.

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Turnusärzte und Turnusärztinnen im BKH Zams (Foto Strauß)

Möglich wurde diese Entwicklung durch tatkräftige Unterstützung der Ärztekammer und die gute, motivierte Zusammenarbeit mit den ärztlichen Leitern der Bezirkskrankenhäuser. Wenn auch manchmal die internen Notwendigkeiten von Personalnot und knapper Ausbildungszeit auf den unterschiedlichen Stationen thematisiert wurden, so war doch immer klar, dass das Erlernen der Gesprächsführung einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Umsetzung der ärztlichen Tätigkeit darstellt.

Ergänzt wird die Ausbildung in Gesprächsführung durch qualifizierte Supervision über 2 Jahre, welche der Reflexion der Gesprächsführung dient. Dadurch wird die praxisnahe Arbeit mit Patienten vertieft und es wird möglich, kreative Lösungen zu Problemen in der Gesprächsführung zu finden. In einem späteren Schritt soll diese Supervision auch Fachärzten in Ausbildung zugute kommen.

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